Der Mode-Gucker
Der Mode-Gucker

Das Schönheitsideal und die gesellschaftliche Stellung

schoenheit
© Benjamin Thorn / PIXELIO
Im Laufe der Gesichte benutzten Menschen unterschiedliche Mittel und Wege um den kulturell bestimmten Schönheitsvorstellungen zu entsprechen. Dies geschah mittels Kleidung und Schmuck und auch mit Hilfe von direkten Veränderungen des Körpers. Von einigen Gesellschaften sind eingreifende Methoden der Körpermodifikation bekannt, so zum Beispiel das Zufeilen von Zähnen, das Einlegen sogenannter Tellerlippen im Mund, das Anbringen von Zier-Narben auf der Haut oder die Verlängerung des Halses mit Messingringen. Solche Veränderungen dienen einerseits einer Attraktivitätssteigerung im Kontext der jeweiligen Kultur, vermitteln aber auch eine soziale Botschaft im Sinne der Klassenzugehörigkeit. Eine eindeutige Trennung zwischen sozialen und ästhetischen Symbolen ist häufig nicht möglich. Schönheitssignale unterliegen dem Wandel der jeweiligen Gesellschaft. Gebräunte Haut galt von jeher als ein Zeichen von niedrigem sozialen Status, wurde jedoch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem Schönheitsattribut im Sinne der besser verdienenden Klasse, die sich einen Urlaub am Mittelmeer leisten konnte. Unter vielen Afroamerikanern hat sich eine Vorliebe für geglättete Haare entwickelt gleichermaßen wie vergrößerte Augen in asiatischen Kulturen. Menschen, deren Aussehen nicht dem geltenden Schönheitsideal entspricht, können Nachteile in Form von Diskriminierungen erleiden, die häufig auch mit anderen Faktoren, wie dem Geschlecht zusammenspielen. Für solche Diskriminierungen hat sich der Begriff Lookism etabliert. Eine große Nachfrage hat in den letzten Jahren die Schönheitschirurgie erfahren. Häufig nachgefragt in der plastischen Chirurgie werden einerseits Brustverkleinerungen wie auch Brustvergrößerungen, wie auch das Fettabsaugen.

Die Kunst der Postmoderne sieht den Begriff der Schönheit im „Unwahren“, „Geschmeichelten“ und künstlich „Schöngemachten“ definiert. Die Dienste der Schönheitschirurgie könnten demnach den Kriterien der heutigen Definition von Kunst entsprechen. Der Philosoph Nelson Goodman setzte mit seinem ‚Paradox der Hässlichkeit’ dieser Definition eine Gegentheorie entgegen. Er war der Ansicht, dass auch Kunstwerke und Gegenstände, die nach ästhetischen Maßstäben als „hässlich“ beurteilt werden konnten, durchaus gewisse ästhetische Reize ausüben können. Das von Goodman aufgezeigte Paradoxum kommt in unserem Alltag durch Ausdrücke wie zum Beispiel „schaurig-schön“ oder „Ich finde schräge Musik schön“ zur Geltung. Im umgekehrten Fall können auch einige vermeintlich „schöne“ Merkmale negativ ausgezeichnet werden durch Begriffe wie „kitschig“ oder „zu schön“. Die Faszination am Hässlichen findet Sigmund Freud darin begründet, dass es den Menschen aus seiner vertrauen und eigentlich erwünschten Welt herausreißt und in eine im Widerspruch zum Schönen Entgegengesetzte setzt. Das Hässliche ist nach Freud niemals wirklich schön, jedoch faszinierend und interessant. Er beschreibt einen reinigenden Effekt und die Befreiung hässlicher Gefühle durch die Konfrontation mit dem „Unheimlichen“, dem vom eigenen „Heim“ entfernten. Auch in der Musik werden gezielt Dissonanzen eingesetzt, nach denen die eintretende Harmonie umso befreiender wirkt. Die Definition von „Schönheit“ und wie und inwieweit man diese erlangt bleibt ein spannendes Thema. Auch mancher Anbieter der plastischen Chirurgie wird sich nach einer durchgeführten Brustvergrößerung oder einer Dienstleistung des Fettabsaugens bewusst oder unbewusst mit dieser Philosophie auseinandergesetzt haben.

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